Friedenslichtaktion 2023
Die PNP berichtet:
Das „ORF-Friedenslicht aus Bethlehem“ ist heuer aufgrund der vielen Krisenherde in der Welt noch mehr als sonst ein Zeichen der Sehnsucht nach Frieden. Im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet steht es zudem für die Kameradschaft der Feuerwehren von „drent und herent“ und das gute Miteinander der Menschen über Landesgrenzen hinweg. Am Vormittag des Heiligen Abends übergaben die Feuerwehrleute aus Aigen im Mühlkreis das Licht in der vollbesetzten Pfarrkirche an die Breitenberger. Nach einem Wortgottesdienst trugen die Feuerwehrfrauen und -männer die kleine Flamme weiter in die Städte, Märkte und Dörfer des Landkreises Passau und weit darüber hinaus.
Trotz des Kriegs in Nahost wurde die fast 40-jährige Weihnachtstradition weitergeführt. Und doch war heuer einiges anders. Die traditionelle Delegationsreise mit dem "Friedenslichtkind" war aufgrund des Nahostkonflikts abgesagt worden. Stattdessen wurde das Friedenslicht wegen des stark eingeschränkten Flugverkehrs nicht von Bethlehem im Westjordanland über Tel Aviv, sondern von Jordaniens Hauptstadt Amman mit einer Linienmaschine nach Wien gebracht. Dort wurde es symbolisch an das österreichische „Friedenslichtkind" Michael Putz (10) übergeben. Und auch in Österreich verlief nicht alles nach Plan. Weil der Bahnverkehr aufgrund umgestürzter Bäume eingeschränkt war, wurde die Laterne mit dem Licht mit dem Bus ins Mühlviertel gebracht.
Im Wortgottesdienst, den ein gesundheitlich angeschlagener Pfarrer Wolfgang Hann zelebrierte, und in den Grußworten wurde ebenfalls deutlich, dass diese 32. Friedenslichtübergabe in der Pfarrkirche St. Raymund durch die Kriege in Israel und in der Ukraine unter anderen Vorzeichen steht. In den Fürbitten erinnerten die Buben und Mädchen der Jugendfeuerwehren aus Aigen und Breitenberg an die unschuldigen Opfer, die zwischen die Fronten geraten sind, an die Flüchtenden und Hungernden, die ohnmächtig dem Krieg ausgesetzt sind. Den Fürbitt-Ruf „Herr, mach uns zum Werkzeug deines Friedens“ griffen auch die Redner immer wieder auf. „Setzt Euch unermüdlich und mit ganzer Kraft für den Frieden ein“, appellierte Pfarrer Wolfgang Hann. Das Friedenslicht habe dann einen Sinn, wenn es kleine Lichtzeichen in unserem Umfeld erfahrbar mache, wenn es durch uns warm und hell werde, betonte er. Gottes Wille bestehe darin, Frieden zu schaffen, dafür sei er durch Jesus Christus Mensch geworden. Das Friedenslicht sei kein magisches Zeichen. Es erinnere uns an die Aufgabe, uns für den Frieden einzusetzen.
Zu Beginn der Andacht hatte Breitenbergs Feuerwehrvorstand Engelbert Fesl die Kameraden aus Aigen im Mühlkreis und die vielen Gäste aus nah und fern in der Breitenberger Pfarrkirche St. Raymund begrüßt. Er nannte die Übergabe eine „Tradition, die nicht mehr wegzudenken ist“. Breitenbergs 2. Bürgermeister Michael Moser betonte, wie wichtig es sei, den Frieden zunächst in einem selbst zu finden. „Nur so können wir den Frieden weitertragen.“ Landrat Raimund Kneidinger appellierte, sich vor der eigenen Haustür für ein gutes Miteinander einzusetzen. Er nannte die Übergabe-Tradition in Breitenberg ein Geschenk, das fessle und beeindrucke, weshalb jedes Jahr so viele Menschen nach Breitenberg kämen, darunter viele hochrangige Vertreter aus der Politik und von den Feuerwehren, etwa die Altlandräte Hanns Dorfner und Franz Meyer und Bezirkshauptfrau a.D. Wilbirg Mitterlehner. Bezirkshauptmann Valentin Pühringer skizzierte den ungewöhnlichen Weg, den das Licht heuer genommen hat. Es sei hier in Breitenberg angekommen, weil viele Menschen zusammengeholfen hätten. Auch um Frieden entstehen zu lassen, sei jeder Einzelne gefordert. Frieden beginne unmittelbar. Es komme beispielsweise darauf an, wie wir sprechen, wie wir miteinander umgehen.
Kreisbrandrat Josef Ascher lenkte mit einer „Minute der Stille“ die Aufmerksamkeit auf die „staade Zeit“ und drückte die Hoffnung aus, dass die Einsatzkräfte über die Weihnachtszeit von weiteren Unwettereinsätzen verschont blieben. Rohrbachs Bezirkskommandant Josef Bröderbauer wünschte sich, dass diese kleine Flamme Brücken baue und versteinerte Herzen aufbreche: „Ich hoffe, dass uns dieses Licht noch lange zusammenführt, es tut gut.“ Thomas Stockinger, Kommandant der Aigener Wehr und Überbringer des Friedenslichts, brachte zum Ausdruck, dass es heuer durchaus Stimmen gegeben habe, die sich gegen das Friedenslicht ausgesprochen hätten, weil es aus einer Region komme, in der Terror und Krieg herrschen. Doch das Licht sei ein Gegengewicht. Auf das Weltgeschehen habe der Einzelne nur begrenzt Einfluss, doch in seiner unmittelbaren Umgebung sehr wohl. Und auch Pfarrer Wolfgang Hann ermunterte die Anwesenden vor dem Schlusssegen noch einmal, das Licht hinauszutragen in die Welt und Botschafter des Friedens zu werden.
Nachdem die Ehrengäste in der Pfarrkirche das Friedenslicht verteilt hatten, brachten es die Feuerwehren in die Gemeinden und sorgten dafür, dass in tausenden Häusern am Heiligen Abend diese kleine Flamme leuchtete. Für den klangvollen Rahmen dieser Feier sorgte einmal mehr die Blaskapelle Breitenberg unter der Leitung von Oliver Wurster. Der Dank dafür war stehender Applaus am Ende des Gottesdienstes. (Bericht: Wolfgang Krinninger-Danke!)