Festgottesdienst zum Abschluss der 300 Jahr Feier der Gründung der Pfarrgemeinde mit Bischof Dr.Stefan Oster.
Die Sehnsucht pflegen und zusammenhalten
Am 30. Oktober 1721 wurde die Pfarrei St. Raymund in Breitenberg gegründet. 300 Jahre lang haben sich Menschen für ein gelingendes Miteinander in der Pfarrei engagiert. Dafür sagte Bischof Stefan Oster beim Pontifikalgottesdienst Vergelt‘s Gott.
„Eine Pfarrei ist ein wertvolles Geschenk, das uns in die Hände gelegt wurde“, schrieb Breitenbergs Pfarrer Wolfgang Hann im Jubiläumspfarrbrief. Er nutzte darin die Gelegenheit zu einem dankbaren Blick zurück, aber auch zu einem Ausblick nach vorn. „Unsere Pfarrei soll ein Ort sein, wo sich Gemeinde formt und versammelt: ein Ort der Nähe Gottes“, so Pfarrer Hann.
So ein Ort war die Kirche St. Raymund auf jeden Fall auch am vergangenen Sonntag, als die Gläubigen gemeinsam mit Bischof Stefan Oster den Jubiläumsgottesdienst zum 300-jährigen Bestehen der Pfarrei feierten. Natürlich hätten sich Pfarrer, Pfarrgemeinderat, Kirchenpfleger und all die anderen Frauen und Männer, die sich in der Vorbereitung engagiert hatten, gewünscht, man hätte die Festlichkeiten wie geplant durchführen können, doch das ließ die angespannte Pandemiesituation nicht zu. Doch auch das, was übrig blieb, wird denen, die dabei waren, in Erinnerung bleiben: ein festlicher Gottesdienst, bei dem deutlich wurde, dass eine lebendige Pfarrgemeinde tatsächlich ein Geschenk ist.
In seiner Predigt ging der Bischof auf den historischen Gehalt der Bibel genauso ein wie auf die Geschichte der Pfarreigründung in Breitenberg. Wenn Gott in die Welt komme, spreche er nicht zuerst mit den Mächtigen, sondern er fange mit den Außenseitern an. Johannes der Täufer sei so ein Außenseiter gewesen, und letztlich komme auch Jesus als Außenseiter in die Welt. „Er kommt auf dem kleinen, leisen Weg.“
Bezug nehmend auf das Bild von Jesus als Bräutigam und der Kirche als Braut ermunterte der Passauer Oberhirte die Gläubigen, ihre Gottesbeziehung zu überdenken, wieder Gottsucher zu werden, auf ihn zu vertrauen, das persönliche Gebetsleben zu pflegen und an den eigenen Fehlern zu arbeiten.
„Wenn der Prophet sagt, ,Bereitet dem Herrn den Weg‘, ist das auch die Frage, wie es in ihren Herzen um ihre Gottesbeziehung bestellt ist“, so Bischof Oster. Die Krise der Kirche sei nur zu meistern, „wenn wir wieder in die Tiefe gehen und neu lernen, dass Gott in unserer Mitte gegenwärtig ist, dass er uns liebt und trägt auch durch schwierige Zeiten.“ Wer dies verinnerlicht habe, könne auch weit hinausgehen an die Ränder, könne auch die Schwierigen gern haben, „den Armen umarmen und so selber zu einem Menschen werden, in dem Gott wohnt“.
Der Bischof lud die Gottesdienstbesucher ein, das Sakrament der Beichte wieder zu entdecken, um so die Berge zu überwinden, die Gott das Ankommen manchmal schwer machen. Der Weg der Erneuerung von Kirche beginne in jedem Einzelnen.
Zum Abschluss dankte Oster allen von Herzen, die sich einbringen und das gläubige Leben in Breitenberg pflegen. Kirche sei nicht zuerst ein Haus aus Stein. Kirche sei in den Herzen die Sehnsucht der Menschen, dass Gott ankommt. „Wenn die Sehnsucht da ist und wir sie pflegen, wird es auch in den nächsten 300 Jahren kirchliches Leben in Breitenberg geben.“
Begrüßt worden war der Gast aus Passau von der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Andrea Ascher. Sie überreichte ihm das Jubiläumskreuz, das am Ende des Gottesdienstes alle Mitfeiernden bekamen, und ein Bild vom Heiligen Grab in der Kirche von Breitenberg. Wunderbar zum feierlichen Rahmen passte auch die musikalische Gestaltung durch Franziska Weiß (Orgel), Christiane Hainzl (Sopran) sowie Roland Hirmer und Oliver Wurster (Trompete).
Vor dem Schlusssegen gab Bischof Stefan Oster den Breitenbergern noch einen Wunsch für die Zukunft mit auf den Weg: „Halt ma zamm! Suchen wir unseren Herrgott, er kommt uns entgegen!“ (Text und Bilder: Wolfgang Krinninger)